Dieser Tourenvorschlag führt
durch das Holzland, jenen Teil des Pfälzerwaldes, der sich zwischen der
Moosalbe im Norden und Westen, dem Schwarzbach im Süden und den Bergen um
Johanniskreuz im Osten erstreckt. Wir erkunden nicht nur eine der weniger
besuchten Ecken des Pfälzerwaldes, sondern widmen uns gleichzeitig einem
sozialgeschichtlichen Aspekt des Wanderns: Der Bedeutung des Vereins "Die
Naturfreunde" für die wandertouristische Erschließung der deutschen
Mittelgebirge (siehe Infokasten rechts).
Der
hier vorgestellte Naturfreundeweg führt von Waldfischbach nach Norden und berührt
gleich drei Häuser das Vereins, die auch für Übernachtungen gebucht werden
können: Das Galgenberghaus in Waldfischbach, das
Naturfreundehaus Lettenkaut in Heltersberg und das Naturfreundehaus
Finsterbrunnertal der Ortsgruppe Kaiserslautern.
Wir
beginnen am Bahnhof in Waldfischbach, folgen in der Ortsmitte kurz der Straße
nach Heltersberg, um dann gleich mit der Naturfreundemarkierung [Grünes
"N"
mit
rotem Pfeil] nach rechts in Richtung Sportplatz aufzusteigen. Das Sträßchen führt am Aussichtspunkt Galgenbergfelsen vorbei zur ersten Einkehrmöglichkeit,
dem Naturfreundehaus Galgenberg. Dort bekommen wir endlich weichen Waldboden
unter die Füße und wandern über den breiten Bergrücken des Kumpf Richtung
Heltersberger Höhe. Nach einer Dreiviertelstunde verlassen wir den etwas eintönigen
Laubwald und streifen weiterhin fast eben durch anregend-offenes Wiesengelände.
Dass ausgerechnet dieser freundliche Wegabschnitt die Bezeichnung
„Finstersteig“ trägt, lässt sich unter Kuriositäten verbuchen.
Am
südlichen Ortsrand von Heltersberg geht es - als Abstecher - rechts ab zur
Einkehr im
Naturfreundehaus Lettenkaut. Nun wieder zurück auf die Hauptroute und hinein nach Heltersberg, in
dem die Radbrüder Hartmut und Udo Bölts aufgewachsen sind. Wir stoßen auf die nach Johanniskreuz führende
Durchgangsstraße, folgen dieser kurz nach links, also Richtung Ortsmitte, um gleich
nach rechts in die Heimbachstraße und abermals rechts in den Bosendeller Weg abzubiegen.
Die Route führt nun auf einem etwas
zugewachsenen Steig ins Tal hinunter.
An
einem Wasser-
häuschen vorbei kommen wir schnell zur Straße zwischen
Heltersberg und Schmalenberg. Nach der Straßenquerung heißt es gut aufpassen,
denn nur wenige Meter rechts des Weges lohnt eine Rast am „Alten
Badeplatz“, einem kleinen, eher unscheinbaren Teich, der - wie eine
ansprechend gestaltete Infotafel zeigt - vor dem Krieg ein vielbesuchtes
Naturschwimmbad für die umliegenden Holzland-Gemeinden abgab.
Eine
Viertelstunde später erreichen wir die Hirschalber Mühle, wo es vor wenigen
Jahren noch eine Gaststätte gab. Hier rechts am Gebäude
vorbei etwa 50 m auf dem Zufahrtssträßchen bergauf und dann scharf nach
links hinunter. Es folgt eine
wunderhübsche Talpassage, die mit ihrem gluckernden Bächlein und den von
bemoosten Felstrümmern übersäten steilen Flanken an das bekannte Karlstal
bei Trippstadt erinnert.
Wenig
später fällt ein markanter Felsblock am Bach ins Auge. Dort wechseln wir [unmarkierter Abstecher vom Naturfreundeweg] über
ein Holzbrückchen auf die andere Seite des Tals, auf
einem Pfad zum Naturdenkmal Grauhansenfels zu steigen, einem
verwunschenen Platz, der sich bestens für eine Rast eignet.
Auf dem gleichen Pfad gehen wir
weiter und kommen so wieder ins Tal, wo wir bei nächster Gelegenheit rechts
abbiegen, um wieder auf den Naturfreundeweg zu gelangen
[Grünes
"N"
mit
rotem Pfeil]. Der führt an der
unbewirtschafteten PWV-Hütte an der Streitwiese vorbei und biegt dann bald
nach links in ein Seitentälchen ab. Bald stoßen wir auf die Straße zwischen
Schmalenberg und Schopp. Anders
als in der Karte verzeichnet laufen wir die Straße kurz nach rechts (!)
hinunter und können dann links (hier ist die Markierung wieder eindeutig)
genau nordwärts durch ein stilles Tal schlendern.
In wenigen Minuten kommen
wir zu einem weiteren schönen Rastplatz an einer Schutzhütte, und nach einer
weiteren Viertelstunde können wir im großen Naturfreundehaus
Finsterbrunnertal einkehren.
Gleich
hinter dem Haus nehmen wir statt des Naturfreundewegs einen neu angelegten
alpinen Steig [ohne Markierung], der recht verwegen durch Felstrümmer zu einem lohnenden
Aussichtspunkt führt. Wenige Meter weiter oben verläuft ein grasiger
Forstweg, dem wir uns rechtshaltend anvertrauen. Die eingeschlagene Richtung
behalten wir jetzt bei, um wieder mit
der Naturfreunde-Markierung [Grünes
"N"
mit
rotem Pfeil] am Sportplatz
mit der Radrennbahn vorbei nach Schopp zu laufen. Hier steigen wir entweder
an der Dorfstraße in den Bus oder laufen mit zehn Minuten
Mehraufwand ins Moosbachtal zum Bahnhof.
Benachbarte
Wanderungen:
Prädikatsweg
Holzland-Wanderweg (teilweise identisch)
Rundwanderung
36 Über die Heidelsburg ins Schwarzbachtal (Start unweit des
Galgenfelsens)
Rundwanderung
64 Dinkelsbachtächen, Hundstächen, Seelenfelsen (Anschluss am
Naturfreundehaus Lettenkaut) Naturspaziergang
3 Hirschalber Mühle Stippvisite
Felsen 50 Grauhansenfelsen
©
www.wanderportal-pfalz.de
2016 - palzvisit Touristik-Service
Überarbeitet im Oktober 2021
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FAHRPLANAUSKUNFT
Länge: 23
km
Anstieg: 500
Höhenmeter
Schweiß:
Moderat
Aussicht:
Wenig
Abgeschiedenheit:
Mittel
Orientierung:
Meist einfach
Einkehr
am Wege:
Naturfreundehaus
Galgenberg
Waldfischbach (MiFrSaSo), Naturfreundehaus Lettenkaut Heltersberg (von März-Oktober
MiSaSoFei), Sommerpause anfang Juli), NF-Haus Finsterbrunnertal (ganzjährig
täglich)
In
der näheren Umgebung:
Badeweiher
Clausensee, Schwimmbad
Heltersberg,
Pirmasens
(Einkaufszentrum, Kunstausstellungen, Skulpturenpark, Erlebnisbad
Plub, Schuhmuseum),
Westwall-Museum in
Pirmasens-Niedersimten,
Johanniskreuz
(Ausflugsgaststätten, Motorradfahrertreff),
Haus der Nachhaltigkeit in
Johanniskreuz
Regionale
Tourist-Infos:
Ferienregion
Holzland
Gräfensteiner
Land
Tourismusgemeinden:
Waldfischbach-Burgalben
Heltersberg
Schopp
Trippstadt
Bilder
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Zustieg
zum Grauhansenfelsen Geschichtliches:
Die Naturfreundewege
Wie
selbstverständlich erscheint es uns heute, nahezu ungehindert die deutschen Wälder
und Flure durchwandern zu können! Im 19. Jahrhundert sah das allerdings noch
ganz anders aus: Große Teile der Natur befanden sich in Privatbesitz, dessen
Betreten Unbefugten, also dem überwiegenden Teil der Bevölkerung, streng
verboten war. Da war es im Zeichen zunehmender Demokratisierung ein
naheliegendes Ansinnen, dass auch das gemeinen Volk zu Erholungszwecken freien
Zugang zur Natur erhielt - zumal auch die Fabrikbesitzer zunehmend den Wert
gesunder Arbeitskräfte zu schätzen wussten.
Der Aufbau eines flächendeckenden
Wegenetzes war dann auch ein Hauptanliegen der um die Jahrhundertwende gegründeten
Gebirgs- und Wandervereine und der Naturfreundebewegung. Untereinander standen
sie in harter Konkurrenz, denn während sich der Pfälzerwald-Verein vorwiegend
aus dem bürgerlich-konservativen Lager rekrutierte, organisierte sich bei den
Naturfreunden die klassenbewusste Arbeiterschaft.
Der
Verein der Naturfreunde ist mittlerweile eine internationale Umwelt-, Kultur-,
Freizeit- und Touristikorganisation mit weltweit über 500.000 Mitgliedern, die
dem demokratischen Sozialismus und einem nachhaltigen Umweltbewusstsein
verpflichtet ist.
In den bewirtschafteten Naturfreundehäusern - über 400 gibt
es in Deutschland, 14 davon im Pfälzerwald - können Gruppen und Familien,
aber auch Einzelpersonen preiswert übernachten. Für die direkten Verbindungen
zwischen den Häusern - und nur für diese - haben die Naturfreunde das
Wegemarkierungsrecht; der Pfälzerwald-Verein dagegen betreut den weitaus größeren
Teil des pfälzischen Wegenetzes - ein Spiegel historisch gewachsener Machtverhältnisse.
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